Betreutes Shopping vor Fremantle

Das Beladen dauert gefühlte Ewigkeiten! In unserer Naivität sind wir davon ausgegangen, dass ein angemessen großes Schiff sich seitwärts anlegt und mittels einer Ladevorrichtung die uns aus anderen Häfen bekannten Paletten und Gebinde an Bord geschafft werden. Weit gefehlt – es kommt ein erschreckend kleines Boot mit 20 Metallkörben, einem äußerst wackligen Hebekran und zwei extrem unmotivierten Ladearbeitern. Die Metallkörbe werden mit dem Kran auf eine Plattform gehievt, von dort an Bord gezogen, innen ausgeräumt und wieder zurückgewuchtet. Das klingt eigentlich ganz einfach, wird aber mit solcher Umständlichkeit und Langsamkeit ausgeführt, dass es schon an Unwillen grenzt. Die Ladung droht zwischenzeitlich zu kippen oder ins Meer zu fallen, die Körbe werden ungenügend befestigt und krachen zurück auf die Ladefläche, bei der Rücknahme schafft einer der Arbeiter es sogar, sich dermaßen selber „einzumauern“, dass sein Kollege ihn befreien muss. Ein Umladeprozess dauert ca. 1,5 Stunden, danach fährt das Boot weg, kommt nach weiteren 2 Stunden aus einer ganz anderen Richtung wieder und das Ganze geht von vorne los. Uns Passagiere als Zuschauer auf den Außendecks macht das schier wahnsinnig, am liebsten würden wir runterklettern und die Sache selbst in die Hand nehmen. Unser einziges Ventil gegen diesen Frust ist, jede der Ungeschicklichkeiten und Beinahe-Unfälle zu kommentieren, was die Prozedur zwar nicht besser aber auf jeden Fall unterhaltsamer und ganz bestimmt nicht langsamer macht. Mit dieser höchstprofessionellen Methode schaffen wir am ersten Tag zwei Beladevorgänge – ein Witz angesichts der Mengen, die 2.300 Menschen für 3 Wochen brauchen – und kehren zwangsläufig am nächsten Morgen auf die Beladeposition vor Garden Island zurück, wo sich das Schauspiel noch bis zum späten Nachmittag mehrmals wiederholt.

Jeder Tag Verzögerung zerrt mittlerweile an unseren Nerven, zwischenzeitlich haben wir aus australischen Medien erfahren, wie sich Politiker damit brüsten, uns das Anlegen zu verweigern und nur eine „humanitär elementare“ Versorgung zu gewähren – Hallo?? Bei uns sind alle gesund! Im Gegensatz zu euch! Aber irgendwann ist tatsächlich auch dieses Kapitel abgeschlossen, das Versorgungsboot hat noch gar nicht richtig abgedreht, da schlägt die Ladeluke mit lautem Knall zu, die Motoren geben alles und wir wenden dem gastlichen Fremantle unser Heck zu, während nicht nur bei mir Tränen der Erleichterung kullern. Dass die Kommandobrücke auf das sonst übliche Abschiedshupen verzichtet, ist mit Sicherheit kein bedauerliches Versehen.

Voller Beladekahn …
Fast leerer Beladekahn nach 1,5 Stunden …
Leerer Beladekahn …
Endlich geht’s los, die verlassenen Geisterschiffe lassen wir zurück.

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